Aus der Praxis

Abschlussprüfung – und was dann?

In diesen Tagen laufen die Anmeldefristen für die Abschlussprüfung der medizinischen Fachangestellten aus. Mit der Prüfung kommt auch die Zeit danach in den Blick. Nicht alle Auszubildenden können übernommen werden, daher gibt es im 3. Lehrjahr im Winter ein Halbjahreszeugnis  als Grundlage zu einer Bewerbung auf eine neue Stelle.

Manche Auszubildenden wissen aber gar nicht, ob sie sich eine neue Stelle suchen sollen oder nicht. So Sara M., die sich im Berufskolleg darüber aussprach. “Im Dezember hat der Chef mit mir gesprochen. Er sagte, dass er mich übernehmen will. Dann hat aber die Erstkraft zweimal zu mir gesagt, dass ich nicht bleiben kann. Ich weiß gar nicht, was gilt.“ Dieser Umgang mit einer Auszubildenden ist, gelinde gesagt, unfair. Als Ausbildungsberaterin kommen mir solche Begebenheiten nicht selten zu Ohren.

Den nahe liegenden Schritt, den Chef noch einmal anzusprechen, zieht Sara nicht in Betracht. Offenbar ist der Chef vermeintlich oder wirklich schlecht zu erreichen. Nun wird sie sich um eine neue Stelle bemühen, obwohl sie gerne an ihrem Ausbildungsplatz geblieben wäre.

Die Ausbildung endet mit dem Tag, an dem die praktische Prüfung bestanden wurde. Bis dahin sind es noch 4 Monate, d.h., für eine Bewerbung auf eine neue Stelle ist nicht mehr viel Zeit. Die Ausbildungspraxis muss klar und möglichst rechtzeitig sagen, ob sie die Auszubildende übernehmen will und darf nicht durch hinhaltendes Taktieren die Arbeitsplatzsuche behindern.

Das trifft auf den Fall von Sara vermutlich gar nicht zu. Hier handelt es sich um ein Kommunikationsproblem, wie es so oft im Arbeitsleben vorkommt. Vielleicht wollte der Chef Sara übernehmen, so wie er es ihr gesagt hatte. Ein vertrauensvolles Gespräch hätte allen Beteiligten unnötige Umstände erspart.

Dr. med. Patricia Aden

6. Februar 2014