Bezirksstellen

Sensation! Auf der 1. konstituierenden Sitzung der Kammerversammlung am 7. September 2019 wurde beschlossen, die Bezirksstellen abzuschaffen.

Wie war es bisher

Bezirkstellen der Ärztekammer Nordrhein

Im Kammerbezirk Nordrhein gab es bisher 27 Kreis- und 8 Bezirksstellen. Die Bezirksstellen setzen sich aus den gewählten Mitgliedern der Kammerversammlung bestimmter Städte oder Kreise zusammen. Zwischen 3 bis 5 Kreisstellen bildeten in der Regel eine Bezirksstelle. Im Gegensatz zu den Kreisstellen, wurden die Bezirksstellenmitglieder nicht durch alle wahlberechtigten Mitglieder der Ärztekammer, sondern durch die bereits gewählten Kammerversammlungsmitglieder gewählt.

Traditionell wählten (während einer Pause in der ersten konstituierenden Sitzung der Kammerversammlung) die entsprechenden Kammerversammlungsmitglieder aus ihrem Kreis einen Vorsitzenden, einen stellvertretenden Vorsitzenden und weitere Mitglieder bzw. weitere Beauftragte. Die Anzahl der Mitglieder konnte hierbei frei bestimmt werden, allerdings mussten sie proportional ihrer Fraktionsstärke vertreten sein.

So gehörten der Bezirksstelle Ruhr die gewählten Kammerversammlungsmitglieder aus Essen, Mülheim und Oberhausen an. Diese mussten aber nicht gleichzeitig Mitglieder der entsprechenden Kreisstellen sein. Das waren sie nämlich dann nicht, wenn sie für diese entweder nicht kandidiert hatten oder nicht gewählt wurden.

Welche Funktion hatten die Bezirksstellen?

Böse Zungen behaupteten schon lange “gar keine” und plädierten seit Jahren für deren Abschaffung. Tatsächlich ist dies unterschiedlich zu bewerten. Es gab Bezirksstellen, die so gut wie nie tagen und auch nichts bewirken. Hier stellte sich in der Tat die Frage, ob man sie nicht besser abschaffen sollte. Warum geschah dies erst jetzt? Die Antwort war so einfach wie pragmatisch zu sehen: der Vorsitzende erhielt ein festes monatliches Salär, egal wie oft er tagte und was er tat. “Honi soit qui mal y pense” meint eine französische Redewendung hierzu. (Übers.: „Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt“).

Es gab aber durchaus Bezirksstellen, die sehr produktiv und sinnvoll gearbeitet haben. So hat die Bezirksstelle Ruhr bespielsweise 2010 u.a. den Hausärztlichen Weiterbildungsverbund Ruhr gegründet. Mit ihm will man die Zahl der Allgemeinmediziner über eine strukturierte und für angehende Ärzte interessante Weiterbildung deutlich steigern. Hier bemühten sich niedergelassene und Klinikärzte aus Essen, Mülheim und Oberhausen in diesem gemeinsamen Weiterbildungsverbund erfolgreich dem Hausärztemangel entgegen zu steuern. Diese Aufgabe wird nun von den Kreisstellen übernommen.

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22. März 2010: Feierliche Urkundenübergabe für den Hausärztlichen Weiterbildungsverbund Ruhr
v. l. n. r.: Dr. Ludger Wollring, Kreisstellenvorsitzender Essen, Dr. Robert Schäfer, Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Peter Kaup, Kreisstellenvorsitzender Oberhausen, Uwe Brock, Kreisstellenvorsitzender Mülheim, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und der Bundesärztekammer, Dipl.-Volkswirt Karl-Dieter Menzel, Leiter der Weiterbildungsabteilung der Ärztekammer Nordrhein. (Die angegebenen Funktionen beziehen sich auf den Zeitpunkt der Aufnahme 2010.) Foto: Erdogan-GrieseAuch hat die Bezirksstelle Ruhr ihre orginäre Aufgabe der Kreisstellenkoordinierung (hier: Essen-Mülheim-Oberhausen) erfolgreich umgesetzt.

In Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Rohde und Frau Dr. Aden hat diese Bezirkstelle schon vor vielen Jahren massiv Werbung für die MFA-Ausbildung an den verschiedenen Schulen betrieben, um dem Mangel an ausbildungswilligen Bewerberinnen entgegen zu wirken. Auch diese Tätigkeit war mit Erfolg gekrönt und wird nun ebenfalls durch die Kreisstellen weitergeführt.

Erstmals wurde auch die Fortbildung des Weiterbildungsverbundes Ruhr zwischen den Kreisstellen koordiniert und sie hat auch seinerzeit, als die Entscheidung zum §116 SGBV (Öffnung der Klinikambulanzen) fiel, die aufkommenden innerärztlichen Probleme ebenfalls erfolgreich gelöst.

Richtig ist aber auch, dass in den Jahren vor der erstmaligen Leitung durch einen niedergelassenen Kollegen (Dr. Feldmann) außer der konstituierenden Sitzung wenig passierte.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass, wie immer im Leben, Erfolge nicht von der Institution als solche abhängen, sondern von den Menschen, die diese beleben.

Wir sind überzeugt, dass diese Arbeit nun weiter erfolgreich von den drei Kreisstellen Essen, Mülheim und Oberhausen weitergeführt wird.